Marko Feingold, ein langjähriger Freund unserer Schule und wichtiger Zeitzeuge der Geschehnisse vor 80 Jahren, verstarb im Alter von 106 Jahren.

Neben vielem anderen war Marko M. Feingold auch ein besonderer Freund unserer Schule. Er hat bei vielen Gelegenheiten – auch öffentlich – darauf hingewiesen, wie sehr er die jährlichen Feiern unserer Oberstufe am 9. November im Gedenken an die Novemberpogrome 1938, aber auch unsere pädagogische Arbeit über das Judentum und die Shoah schätzt.

Bis zum vorletzten Jahr nahm Marko Feingold an den Gedenkfeiern persönlich teil und führte mehrmals mit Rainald Grugger vor der Feier am Alten Markt Zeitzeugengespräche in der Synagoge durch. Diese hinterließen einen tiefen Eindruck bei den teilnehmenden Schülerinnen und Schülern.
In früheren Jahren kam er fast jährlich zu uns, um über sein Leben zu erzählen. Da unsere 10. Klassen im Rahmen der Weimar-Projektwoche auch die Gedenkstätte Buchenwald besuchen, bildeten dabei seine vier Jahre im KZ Buchenwald einen wesentlichen Schwerpunkt. Er war ein begnadeter Erzähler und Geschichte wurde durch ihn im besten Sinne lebendig.

Unvergesslich sind sein Humor, seine Güte und Menschlichkeit, die er auch bei der Schilderung der unmenschlichsten Erlebnisse ausstrahlte.
„Niemals vergessen“ und wachsam sein war seine wesentliche Mahnung – immer mit Gegenwartsbezug: Er warb für die Demokratie als beste Staatsform und warnte vor jeder Diktatur, „ob sie von rechts kommt, ob sie von links kommt, ob sie von der Religion kommt“. Und er trat unermüdlich für Versöhnung in alle Richtungen ein. Er kam auch noch zu uns, als er seine Zeitzeugenvorträge an anderen Schulen längst aus Altersgründen eingestellt hatte – ein Ausdruck seiner hohen Wertschätzung für unsere Schule.

Ich durfte Marko Feingold mehrmals zuhause besuchen und stundenlange Gespräche mit ihm führen. Ich fühle mich mit ihm und seiner lieben Frau Hanna Feingold, die unermüdlich mitwirkte und alles bestens organisierte, in tiefer Dankbarkeit verbunden. Marko Feingold ist in seiner unnachahmlichen Weise eine der bedeutenden großen Persönlichkeiten, denen ich in meinem Leben begegnen durfte und die für meine Entwicklung wesentlich sind.

In tiefer Dankbarkeit und herzlicher Erinnerung
Rainald F. Grugger für die Rudolf Steiner Schule Salzburg

Marko Feingold im August 2008 am Platzl bei der Verlegung der Stolpersteine für das Ehepaar Jellinek, für die die Rudolf Steiner Schule die Patenschaft übernommen hat.