Die Wildnis – Begegnungen mit meiner neuen Klasse 

Gleich zu Beginn des Schuljahres mit meiner neuen Klasse – der siebten – in die Wildnis fahren: Das war die Idee.
Am ersten Schultag lernten wir uns im Klassenzimmer kennen, in dem ich ein Tafelbild einer Bärin und eines Jungbären vorbereitet hatte, und wir feierten mit der neuen Ersten Klasse den Gang durchs Blumentor. Anschließend begaben wir uns mit den Öffentlichen Verkehrsmitteln und unseren Rucksäcken auf die Reise. Wir waren wohl alle sehr aufgeregt, und die Vorfreude spürbar.

In der Wildnis angekommen, setzten wir uns auf den Waldboden um die ersten Aktivitäten zu besprechen. Wie ungewohnt war vielen die Natur! Über die fünf Tage und vier Nächte entwickelte sich jedoch viel Beziehung zu den Elementen, zu Tag und Nacht, und die Notwendigkeiten für ein gutes Leben im Wald wurden geläufiger.

Dabei half der Eulenblick sowie die kurzen Sequenzen stillen Sitzens – jede/r für sich – mit verschiedenen Wahrnehmungsübungen wohl am meisten, der kühle Bach lud zu Eisbädern ein und die Aussicht Capture the Flag zu gewinnen, motivierte sogar zur Tarnung mit Schlamm und Blättern.

Um die Klasse kennen zu lernen und das soziale Miteinander zu gestalten, hatten die WildnispädagogInnen der Wildnisschule Auenland mit mir neben den alltäglichen Aufgaben verschiedene Spiele, Lieder, Geschichten und soziale Aktivitäten geplant.

Einerseits war da die Arbeit in den Clans, die das Überleben sichert, dazu gehören auch Fähigkeiten wie Feuer- und Holz machen, Schnitzen, das Erkennen verschiedenster Kräuter, Vogelfederpuzzel und Pilzkunde.

Auf der anderen Seite spielten wir mit Seilspielen, Rätselrunden, im Stockkampf und auch mit Capture the „Steck“, wie man miteinander auskommt.

Die Spiele und Geschichten brachten immer wieder das „Coyote Teaching“ in den Vordergrund – in der Wildnispädogik sind Vorbild und Erfahrung Kernelemente des Lehrens. So tritt der Mensch als LehrerIn in den Hintergrund und lässt die natürlichen Vorgänge mittels Geschichten, Taten und Hinweisen zum Leuchten bringen.

Mit großer Freude und auch mit Stolz auf das Geschaffte – insbesondere die vier überstandenen Nächte im selbstgebauten Lager – beginnen wir unser gemeinsames Schuljahr mit diesem einzigartigen Auftakt, der sehr geholfen hat, die Klasse kennen zu lernen um die SchülerInnen durch die spannenden Jahre der Mittelstufe zu begleiten.  

Veronika Gmachl, Klassenlehrerin der 7. Klasse