Zum Gedenken an Helmut von Loebell

Großkaufmann
Waldorfvater
Langjähriger Obmann des WBV
Großmäzen und Förderer

Am 20. September 2020 ist Helmut von Loebell im 83. Lebensjahr gestorben. Es rundete sich ein Leben, das Kontinente umspannte: Europa und Südamerika.

1937 in Berlin geboren und als Kriegskind aufgewachsen, erlebte er familiäre Zerrissenheit und ein unstetes Hin und Her zwischen verschiedenen „Aufbewahrungsstätten“ – diese Erfahrungen impulsierten im reiferen Alter sicher seine Projekte für Kinder und Jugendliche. Als Jugendlicher nach Kolumbien zu einem Verwandten geschickt, der dort eine Ranch besaß, tauchte er in das südamerikanische Leben ein, betätigte sich in verschiedenen Berufen, lernte immer wieder zu scheitern und neu zu beginnen und schuf sich mit der Zeit eine stabile kaufmännische Existenz. Nach einem Vulkanausbruch wurde Helmut auch der Begründer des SOS Kinderdorfs Kolumbien.

Nach seiner Rückkehr nach Europa 1979, – nach Salzburg, wo die Mutter seiner zweiten Frau ein Haus besaß -, begegnete er, bald fünffacher Vater, der Waldorfpädagogik quasi als Nachbar, denn im an diesem Haus angrenzenden Park befand sich in der Fürstenallee der erste Salzburger Waldorfkindergarten, bald darauf auch eine kleine Waldorfklasse.

So wurde Helmut zuerst Waldorfkindergartenvater und ab 1983 Schulvater. Im Kreis um Gerlinde Halm, einer Salzburger Waldorfpionierin, begann er sich für Geldqualitäten zu interessieren. Leihgeld, Schenkgeld, – diese andere Art, Geld zu „denken“ und einzusetzen, faszinierte ihn und er arbeitete sich in die Ziele der GLS-Bank, der Bank für Leihen und Schenken, ein. Zutiefst betrübte ihn, dass nach zehn Jahren an der Schule der Versuch der freien Schulbeiträge aufgegeben wurde, – also die Möglichkeit für die Familien, das zu geben, was finanziell möglich ist -, im Wissen darum, dass die Schule davon leben muss. Auf der anderen Seite stand die Erkenntnis, dass die Zeit für diesen Versuch vielleicht noch nicht reif gewesen war.

Helmut unterstützte mit großzügigsten Spenden die Schule allgemein, wenn wieder Not am Mann war, und das war viele Male der Fall. Er unterstützte aber auch spezielle Schulprojekte, die ihm wichtig waren – den Maturafond, den Tag der Musik, den Solidaritätsfond im Kollegium.

Sein waches Interesse an der Schule, der er von 2002-2013 als Obmann vorstand, erlosch weder, nachdem seine zwei jüngsten Kinder hier maturiert hatten, noch am Ende der Obmanntätigkeit. Er verfolgte die strukturellen Veränderungen mit sorgendem Interesse und begleitete die Feste und Trimesterfeiern der Schule aus innerer Notwendigkeit.

Sein Herzensprojekt in den letzten 20 Jahren wurde das Projekt CES Waldorf, das Straßenkindern und deren Eltern aus den Slums von Bogota im Sinne der Waldorfpädagogik wenigstens für ein paar Stunden am Tag ein stabiles Umfeld bietet. Dieses Projekt stellte auch für uns eine Brücke nach Südamerika dar, welche das Projekt CES Waldorf in unser Bewusstsein brachte und mit der Salzburger Waldorfschule verband.

Wir bedanken uns für vier Jahrzehnte, in denen Helmut das Leben der Schule mittrug, mitprägte und mitgestaltete.

Christa Stierl